Als TYROLIT sein ToolScope im März 2019 zur Grindtec der Öffentlichkeit vorstellte, hatte das Unternehmen den Vorteil, dass das Assistenzsystem bereits am Markt eingeführt war, nämlich als Industrie-4.0-Lösung für Bearbeitungen mit der definierten Schneide. Dieses System war ursprünglich vom Start-up Brinkhaus entwickelt worden, das 2012 in die Komet-Gruppe integriert wurde, die ihrerseits seit diesem Jahr zu Ceratizit gehört. Mit dieser Partnerschaft ist es möglich, sämtliche zerspanende Prozesse zu überwachen und individuelle Assistenzstrategien bereitzustellen. TYROLITs System ist eine für das Schleifen entwickelte Variante von ToolScope. Vieles ist ähnlich oder gleich wie in der von Ceratizit weiter gepflegten Assistenz für das Drehen, Bohren und Fräsen. Viele Anforderungen unterscheiden sich aber grundlegend, da Schleifwerkzeuge ein anderes Einsatzverhalten aufweisen. Das Assistenzsystem ToolScope läuft bereits auf über 1.000 Bearbeitungszentren. Das heißt, die Kinderkrankheiten, die meist bei neuer Software auftreten, sind ausgemerzt, und so können wir uns mit unserer Arbeit ganz auf die Schleiftechnologie konzentrieren.
Puffer werden überflüssig
ToolScope arbeitet auf der Maschine weiter, nachdem der erfahrene Anwendungstechniker einen Prozess eingerichtet und seinen Einsatz vor Ort abgeschlossen hat. Das System sammelt Informationen, kann auf Schwankungen reagieren, Maschinen, Prozessabläufe sowie den Einsatz der Werkzeuge optimieren. Viele Sicherheitspuffer werden durch die stetige Beobachtung überflüssig, ToolScope sorgt für die nötige Prozesstransparenz. Ziel ist dabei laut Markus Weiß nicht ein vollautonomer Schleifprozess, sondern in einer ersten Stufe von Industrie 4.0 die Abkehr von der händischen Datenauswertung hin zu einer ›Assistenz‹ der Prozessverantwortlichen. Die Daten werden vom System so aufbereitet, dass der Anwender mit den zusätzlichen Informationen den Prozess optimieren, ihn besser auslegen oder überwachen kann. »Leute mit Gespür für das Schleifen können mittelfristig nicht ersetzt werden«, weiß TYROLITs Schleiftechnologe. »Aber wir können sie in ihrem Job unterstützen. Ziel ist der informierte Benutzer, der seine Entscheidungen auf Basis von Fakten trifft.«
ToolScope wertet dazu Daten aus, die ohnehin bereits in der Maschine vorhanden sind. »Alles, was die Maschine für die Regelung benötigt, kann benutzt werden, um eine Überwachungsstrategie aufzusetzen«, erläutert Weiß. Zentrales Element von ToolScope ist ein Stück Hardware: Ein Hutschienenmodul, das in die Maschine eingebaut und über den Profibus mit der PLC der Maschine angekoppelt wird. Die Techniker in Schwaz nennen diese ToolScope-Hardwareeinheit nur ›das Kasterl‹. Das eigentliche Know-how des Systems steckt in der Software. Zwölf Apps überwachen Maschine und Prozess, führen verschiedene Assistenzfunktionen aus und analysieren Daten.
Die aufgezeichneten Werte werden zur weiteren Auswertung gespeichert, wobei es dem Nutzer obliegt, ob das lokal auf dem Gerät, in einem bestehenden ERP-System, dem Firmennetzwerk oder einer Cloud erfolgen soll. Er kann auch auswählen, wie die Daten visualisiert werden: auf dem Display der Maschine, einem externen Monitor, einem Tablet oder am PC im Planungsbüro.